Heute möchte ich über ein weiteres gaaaaanz wichtiges Thema schreiben, nämlich die Unterscheidung zwischen Fakten – also Dingen, die wirklich passiert sind – und unseren Interpretationen und Urteilen dazu.
Diese Fähigkeit ist extrem wichtig, um konstruktive Gespräche und Auseinandersetzungen mit deinem Mann führen können.
Überleg einmal: Wenn dein Mann sich auf eine Weise verhält, die dir nicht gefällt, wie reagierst du?
Nehmen wir einmal das folgende Beispiel:
Euer Kühlschrank ist leer. Dein Mann hat versprochen, den Einkauf zu übernehmen, aber als du abends heimkommst, siehst du weit und breit keine Indizien dafür, dass er im Supermarkt war.
Was sagst du?
Reagierst du mit diesem vorwurfsvollen Ton in deiner Stimme und Sätzen wie: „Sag mal, hast du etwa nicht eingekauft! Mann, du Vollidiot!“ „Du bist zu nichts zu gebrauchen!!!“ „Jetzt habe ich dich EINMAL gebeten, einkaufen zu gehen, und du vergisst es!“ oder „Typisch!“
Wenn ja, dann wird die Situation zwischen euch vermutlich eskalieren, oder dein Mann verkrümelt sich für den Rest des Abends schweigsam hinter seinem Computer oder dem Fernseher. Geklärt ist gar nichts, und du bleibst auf deinem Frust sitzen.
Wenn du Eskalation oder Rückzug vermeiden willst, dann trenne Fakten von Vorwürfen und bleibe bei den Fakten. Stellen wir uns einmal vor, eine Videokamera hätte deinen Partner den gesamten Tag lang gefilmt. Zu den Fakten gehört all das, was man eindeutig und zweifelsfrei auf dieser Videoaufnahme erkennen kann.
Dazu gehört in diesem Fall:
1. Er hat gesagt, er geht einkaufen. (Im Video eindeutig hörbar.)
2. Er hat es nicht getan. (Eindeutig erkennbar in der Sequenz über seinen Nachhauseweg, auf dem kein Supermarkt vorkam.)
Keine Fakten sind z.B.
– dass er ein Vollidiot ist (Das geht nicht eindeutig aus der Videoaufnahme hervor. Wir sehen nur einen Mann, der sagt, er geht einkaufen, und dann später von der Arbeit direkt nach Hause fährt ;-).)
– dass er zu nichts zu gebrauchen ist (Auch das geht nicht eindeutig aus der Videoaufnahme hervor.)
– dass er es vergessen hat (Es sei denn, er sagt es.)
– dass es für ihn typisch ist (Was denn eigentlich? Dinge nicht zu tun?)
Diese Aussagen gehören in die Kategorie Urteile und Interpretationen.
Wenn wir in Urteilen und Kategorien sprechen, erschwert das die Kommunikation erheblich. Der andere fühlt sich angegriffen (und wenn wir ehrlich sind, ist das ja auch irgendwie berechtigt….) und geht zum Gegenangriff oder Rückzug über.
Wie du bestimmt schon einmal erlebt hast, fängt man dann leicht an, sich über Dinge zu streiten, die mit der eigentlichen Sache gar nichts zu tun haben.
Du sagst zum Beispiel: „Du bist zu nichts zu gebrauchen!“ und er sagt: „Immer machst du aus einer Mücke einen Elefanten! Du bist voll die Zicke!“, du konterst mit: „Ich hab‘ es satt, mich nie auf dich verlassen zu können!“- und schon seit ihr mittendrin im Gefecht und steht eine halbe Stunde später endgültig mit leerem Kühlschrank da, weil der Supermarkt inzwischen zu hat!
Wenn du aber nur bei den Fakten bleibst und fragst: „Sag mal, warst du eigentlich einkaufen?“, dann antwortet er vielleicht: „Ups! Das habe ich total vergessen! Tut mir leid!“
Und wenn er es nicht von sich aus anbietet, kannst du ihn fragen: „Würdest du noch einmal losgehen und ein paar Sachen besorgen? Das wäre echt prima, weil der Kühlschrank quasi leer ist!“
Damit hast du hohe Chancen auf seine Kooperation und eine konstruktive gemeinsame Lösung.
Ich lade dich ein, eine schief gegangene Situation zwischen euch aus der letzten Zeit auszusuchen und einmal zu überprüfen, ob du bei den Fakten geblieben bist oder dich zu Urteilen und Interpretationen hast hinreißen lassen. Findest du etwas, das du hättest besser machen können?
Prima, dann hast du gleich etwas konkretes, was du in Zukunft zur Verbesserung eurer Beziehung beitragen kannst!
Du musst dich deswegen nicht fertigmachen – uns allen passiert das dauernd, denn so ist nun einmal leider die Kommunikationskultur in unserer Gesellschaft. So ist es uns von klein auf beigebracht worden, und auch die Medien machen es nicht besser!
Daran etwas zu ändern, erfordert Entschlossenheit, Wachsamkeit und Geduld. Aber auch wenn du es immer wieder vergessen solltest: Jedes weggelassene Urteil zählt und lohnt sich!
Bleibe bei den Fakten!
Fang heute an und du wirst den Unterschied erleben.
Ich drücke dir die Daumen!
Kendra
P.S.: Diese Anleitung ist übrigens ein Auszug aus meinem Ebook
„Sag’s ihm doch einfach! Steh zu deiner Wut und erneuere eure Liebe“, das du hier auf Amazon kaufen kannst.
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Liebe Kendra,
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Herzliche Grüße aus Osnabrück
Gabriele Meyer
Danke liebe Gabriele, ich sende dir die Datei zu! Herzliche Grüße, Kendra
Hallo Kendra,
super Artikel. Denn gerade die Kommunikation ist das A und O in Beziehungen. Und sind wir ganz ehrlich: Wer will sich selbst so beleidigen lassen?
Und immer ganz wichtig: Der Ton macht die Musik!
Danke!
Liebe Grüße
Claudia
Hallo Claudia,
da hast du Recht: Niemand 🙂
Danke für dein Feedback!
Liebe Grüße,
Kendra